Thomas Rettenwender, Geschäftsführer
Bergfuchs fragt nach
bei Thomas Rettenwender, Geschäftsführer von Bergfuchs Wien und staatlich geprüfter Berg- und SkiführerBergfuchs Redaktion:
"Lieber Tom, wir starten diese Woche einen Safety-Schwerpunkt im Bereich Skitouring und Freeriding. Warum ist das so relevant?"
Tom:
"Wir sehen schon lange, dass sich Wintersport in den Bergen auch abseits gesicherter Pisten einer sehr großen Beliebtheit erfreut. Weil Menschen Gefahrensituationen nicht immer richtig einschätzen oder eine Tourenplanung nicht gewissenhaft genug stattfindet, kommt es leider hin und wieder zu dramatischen Situationen am Berg. Aber auch bei bester Tourenplanung, viel Fachwissen und Erfahrung sind wir am Berg teilweise externen Faktoren ausgesetzt, die wir selbst nicht immer zu 100% kontrollieren können."
Bergfuchs Redaktion:
"Was rätst du begeisterten Outdoorsportler:innen, die Ihr Wissen in diesem Bereich gerne vertiefen möchten?"
Tom:
"Als Bergsport-Fachhändler ist die Wissensvermittlung im Geschäft vor Ort in Bezug auf das Erkennen von Gefahrensituationen, LVS-Trainings für den Ernstfall, etc. zwar nicht unsere Hauptaufgabe – im Rahmen von Beratungsgesprächen ist das leider auch nur sehr eingeschränkt möglich – aber wir pflegen gute Kontakte und Verbindungen zu den Österreichischen Alpinen Vereinen und Bergführerverbänden und raten allen unseren Kund:innen dazu, regelmäßig Kurse zu besuchen, sich fortzubilden, zu trainieren und sich Wissen in diesen Bereichen anzueignen. Auch wenn Vorwissen und Erfahrung vorhanden sind, schadet es nicht, das eigene Wissen aufzufrischen."
Bergfuchs Redaktion:
"Welche Aufgabe kann die Firma Bergfuchs hier als Bergsport-Fachgeschäft in diesem Bereich übernehmen?"
Tom:
"Einerseits veranstalten wir in Zusammenarbeit mit diversen Alpinen Vereinen oder unseren Lieferanten regelmäßig Informationsveranstaltungen, bei denen es genau um diese Themen geht. Andererseits versuchen wir unseren Kund:innen in Beratungsgesprächen das für das jeweilige Anforderungsprofil bestmöglich geeignete Safety-Equipment zu erklären und näherzubringen, damit es in Ernstfällen zumindest nicht an mangelhafter Ausrüstung scheitert. Klar ist aber auch, dass eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem eigenen Equipment unerlässlich ist."
Bergfuchs Redaktion:
"Was sollte deiner Meinung nach zur Standard-Notfallausrüstung gehören, wenn ich mich im Winter auf den Berg begebe?"
Tom:
"Zur Standardausrüstung für Skitourengeher:innen und Freerider:innen gehört ein modernes LVS-Gerät (digitale Dreiantennengeräte), Sonde, Schaufel und im Idealfall auch ein Airbag-Rucksack, ein Helm, ein Erste-Hilfe-Set, ein Biwaksack, eine Stirnlampe und ein Mobiltelefon. Bis auf das Mobiltelefon bekommen Kund:innen alles bei uns *lacht*.
Sollte man tatsächlich mal in eine Lawine geraten, ist der Airbag-Rucksack das einzige Tool, das – durch ein vergrößertes Volumen von mind. 150 Litern und der Rotation von vielen kleinen Teilen (bewegte Schneemasse) – dabei hilft an der Oberfläche zu bleiben. Auch wenn der Preis für viele abschreckend ist, stellt ein Airbag-Rucksack eine „Lebensversicherung“ dar, da eine Vollverschüttung vielfach verhindert werden kann. Somit ist ein derartiger Airbag-Rucksack mittlerweile durchaus als Standard-Equipment zu sehen und kann – neben einer schnellen Kamerad:innenrettung – die Überlebenschancen wesentlich erhöhen."
Bergfuchs Redaktion:
"Was tut sich eigentlich in der Entwicklung der Sicherheitsausrüstung?"
Tom:
"Gerade im Bereich der Safety-Ausrüstung tut sich in der Entwicklung so viel, dass man leicht den Überblick verlieren kann. Mittlerweile haben wir neben dem klassischen Kartuschen-System bei Airbags auch elektronische Systeme, die mit Superkondensatoren ausgestattet sind und Mehrfachauslösungen ermöglichen, aber dennoch ein geringes Gewicht aufweisen.
Im LVS-Bereich kann man sich zwischen Geräten entscheiden, die mittels IPS den Einfluss von Störquellen im Sendemodus bestmöglich reduzieren, hohe Suchstreifenbreiten aufweisen/ermöglichen und/oder extrem viele andere Zusatzfunktionen haben - oder solchen, die mittels Sprachausgabe ganz klare Kommandos im Ernstfall geben.
Wie man hier sieht, erfordert die Anschaffung von Safety-Ausrüstung einiges an Fachwissen, das wir als Bergfuchs dank jahrzehntelanger Erfahrung haben!"
Bergfuchs Redaktion:
"Was würdest Du erfahrenen Skitourengeher:innen und Freerider:innen raten?"
Tom:
"Neben einer laufenden Auseinandersetzung mit dem eigenen Equipment und dem ständigen Auffrischen des eigenen Wissens, lohnt sich auch ein Blick auf das Alter der Ausrüstung. Da die Safety -Ausrüstung den sogenannten PSA-Normen (Persönliche Schutzausrüstung) unterliegt, sollten alle Sportler:innen unbedingt die Lebensdauer und Ablagefristen beachten – dazu bitte unbedingt die Bedienungsanleitungen der Geräte durchlesen. Im Normalfall beträgt die Lebensdauer hier 10+ Jahre. Wir raten darüber hinaus dringend dazu, die vorgeschriebenen Testauslösungen durchzuführen, um eine 100%ige Funktionstüchtigkeit der Airbag-Systeme sicherzustellen - was wir bei uns in den Shops gerne durchführen."
Bergfuchs Redaktion:
"Danke für das Interview!"
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