Moritz Baumgartner Bergfuchs Graz Team
Bergfuchs fragt nach - Thema: Expedition
Bergfuchs Redaktion:
Hallo Moritz! Du bist im Februar von einer Aconcagua-Expedition zurückgekommen. Wie war die Zeit dort?
Moritz:
Ich war drei Wochen in Argentinien unterwegs. Gleich nach der Landung beeindruckte mich der Kontrast vom südamerikanischen Sommer zum europäischen Winter. Die Landschaft ist vor allem in höheren Lagen sehr karg. Überraschenderweise waren die Transporte und Verkehrsmittel vergleichsweise pünktlich und gut organisiert.
Bergfuchs Redaktion:
Wie seid ihr in die Expedition gestartet?
Moritz:
Nach der Landung in Mendoza und einem obligatorischen Steak *lacht*, reisten wir direkt weiter in die Berge, um uns bei einfacheren Wanderungen zu akklimatisieren. Wir nahmen die Akklimatisation sehr ernst und steigerten die Schlafhöhe nur langsam. Das war vermutlich der Grund, warum die Höhe bis zum Gipfeltag nie ein Problem war. Am Gipfeltag spürte ich die Höhe dann deutlich, meine Beine fühlten sich an, als wäre ich am Vortag einen Marathon gelaufen.
Bergfuchs Redaktion:
Was war eure Strategie am Aconcagua?
Moritz:
Wir nutzten die Infrastruktur des ersten Basislagers, das wir vorab inklusive Essen gebucht hatten. Ab dem zweiten Basislager, das nach dem Everest-Basecamp das zweitgrößte Lager der Welt ist, waren wir unsupported unterwegs, also ohne Bergführer, Träger oder vorgerichtete Lager. Weiter hinauf bestand unsere Strategie im ständigen Auf- und Absteigen, um sowohl die Akklimatisation zu fördern als auch die Ausrüstung nach oben zu tragen. Wir nutzten Camp 1 und Camp 2 und planten von dort (ca. 5.500 m) direkt auf den Gipfel zu gehen, ohne das Camp 3 auf ca. 6.000 m zu nutzen, was eine gängige Taktik am Aconcagua ist.
Bergfuchs Redaktion:
Wie verlief der erste Gipfelversuch?
Moritz:
Es war toll, dass wir ganz alleine unterwegs waren. Aber wenn niemand anderer an so einem großen Berg unterwegs ist, weiß man, dass etwas nicht stimmt *lacht*. Letztlich mussten wir 200 Meter unter dem Gipfel umkehren, da wir in Sturm, Schneefall und Nebel gerieten.
Bergfuchs Redaktion:
Habt ihr einen zweiten Versuch unternommen?
Moritz:
Ja, zum Glück konnten wir von anderen Bergsteigern etwas Essen bekommen – wir hatten nur Essen für einen Versuch dabei – und im Camp 2 regenerieren. Den zweiten Versuch machten wir dann mit der Camp-3-Taktik. Allerdings hatten wir dann Probleme mit dem Wasser: Es gab keinen Schnee, der Filter fror ein, die Nacht war stürmisch und sehr kalt. Wir waren nicht mehr so gut erholt und mussten aufgrund des starken Windes erneut umkehren.
Bergfuchs Redaktion:
Und wie ging es danach weiter?
Moritz:
Nach einem sehr langen Abstieg in einem Stück, inklusive Zelte abbauen und mitnehmen, gingen wir direkt ins Basislager. Dort war die Pizza das beste Essen seit langem. Dann ging es zurück, um den Heimflug zu erwischen.
Bergfuchs Redaktion:
Was war rückblickend gut? Was würdest du anders machen?
Moritz:
Ich werde definitiv wieder unsupported unterwegs sein! Die Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen, und das Gefühl der Ausgesetztheit alleine am Berg haben mich tief beeindruckt. Bei der Ausrüstung werde ich das nächste Mal vor allem bei den Schuhen leichter unterwegs sein und speziellere Modelle auswählen. Diesmal hatte ich den Scarpa Phantom 8000 Thermic HD an, mit dem Gedanken, ihn auch auf noch höheren Bergen zu verwenden *lacht*. Außerdem werde ich mehr kühle, leichte Kleidung wegen der großen Hitze in tieferen Lagen mitnehmen.
Bergfuchs Redaktion:
Hast du noch einen persönlichen Expeditionstipp für uns?
Moritz:
Ja, unbedingt vorher beim Essen ordentlich durchtesten! Nur das mitnehmen, was einem wirklich schmeckt. In der Höhe nimmt der Appetit ab, aber genügend Energie über die Nahrung zuzuführen, ist entscheidend für den Erfolg. Ich habe vorher wirklich alles von Trek’n’Eat und Travellunch durchprobiert und nur meine absoluten Favoriten mitgenommen. So konnte ich mich trotzdem jeden Tag aufs Essen freuen – auch ohne großen Appetit *lacht*.
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