Lorenz Hafner Bergfuchs Graz Team
Bergfuchs fragt nach - Thema: Klettern
Bergfuchs Redaktion:„Hi Lorenz! Wie bist du eigentlich zum Klettern gekommen“
Lorenz:
„Schon seit ich gehen kann, wurde ich als kleiner Junge von meinen beiden Elternteilen, die selbst beide klettern, überall hin mitgeschleppt. Da war ich zwar nie extrem involviert, wurde aber mitgenommen. So wirklich gefesselt hat mich das Klettern dann ca. vor 4 Jahren recht zufällig, als ich mit einem Freund, der ebenfalls wieder begonnen hat, in der Halle mit war. In den letzten vier Jahren war ich allerdings so viel klettern, dass es sich anfühlt, als würde ich mein ganzes Leben lang klettern. *lacht*“
Bergfuchs Redaktion:
„Was bedeutet Klettern für dich?“
Lorenz:
„Das Klettern war für mich immer schon eine Möglichkeit mich selbst zu pushen. Den wirklichen Unterschied gemacht hat für mich dann allerdings das Outdoor-Klettern. Man kommt ständig an neue Orte, die Routen und Boulder sind immer anders und man ist dabei der Natur verbunden. Zusätzlich ist das Klettern mit all seinen Bewegungsabläufen so schön komplex. Dass man bei alledem auch noch Zeit mit guten Freunden verbringt, macht das Ganze so schön.“
Bergfuchs Redaktion:
„Ist Klettern für dich auch ein Lifestyle?“
Lorenz:
„Es ist zwar ein Klischee, aber es stimmt definitiv. Mittlerweile dreht sich eigentlich fast mein gesamtes Leben rund ums Klettern, was natürlich auch manchmal negativ sein kann. Ich denke mir die ganze Zeit ob das Wetter passt, wann ich was mache, usw. Da will ich natürlich nichts verpassen. Das kann schon auch anstrengend sein, ist aber gleichzeitig eben auch meine Leidenschaft. Ich schaue schon, dass ich zwischen Klettertagen bzw. -trainings – mit Ausnahme des Wochenendes – einen Tag Pause mache. In der Regel komme ich so auf ca. vier Tage pro Woche.“
Bergfuchs Redaktion:
„Bist du eher im Bouldern, Sport- oder Alpinklettern zuhause?“
Lorenz:
„Ich mache eigentlich alles. Bei mir ist das eher saisonabhängig. Tendenziell wird im Winter eher draußen gebouldert, im Frühjahr beginnt das Sportklettern und im Sommer geht es mehr ans Alpinklettern, weil es für alles andere zu warm ist *lacht*. Müsste ich mich für eine der drei Arten entscheiden, würde ich wohl das Bouldern nehmen. Damit hat es bei mir begonnen und das kann man immer auch alleine machen.“
Bergfuchs Redaktion:
„Trainierst du auch, wenn du nicht gerade am Fels oder in der Halle bist?“
Lorenz:
„Nein, eigentlich nicht. Während der Lockdowns habe ich ein bisschen am Hangboard zuhause trainiert, aber für mich ist das Training das Klettern selbst. Ich bin kein Wettkampfkletterer und es hängt sicherlich auch ein bisschen vom eigenen Kletterstyle und Körper ab. Das Unterwegssein am Fels ist für mich persönlich das beste Training. Klar, ab einem gewissen Level kommt sicher ein gewisses Maß an Training in der Halle dazu, dass auch sicher physisches Training mitumfasst. Ich liebe am Klettern die Bewegung und habe noch nie viel Spaß am zusätzlichen Training gehabt – bis jetzt hat es gereicht.“
Bergfuchs Redaktion:
„Es wird jetzt wieder wärmer und wir führen ja selbst einige Kletterführer bei uns. Wo sind deine Lieblingsorte fürs Klettern?“
Lorenz:
„Das ist ein wenig von der Sportart abhängig. Fürs Bouldern einzigartig ist für mich der Tessin in der Schweiz. Die Boulder-Gebiete Cresciano, Chironico und Brione sind landschaftlich und vom Bouldern her unglaublich. Auch Fontainebleau ist von der Erfahrung und vom Lifestyle her einzigartig. Heuer war ich auch schon in Albarracin und Alcañiz in der Nähe von Valencia, wo es tollen Sandstein gibt!
Beim Sportklettern sind meine Ansprüche an die Gegend nicht so hoch, hier gibt es auch bei uns in der Nähe so viele interessante Routen. Ansonsten bin ich hier gerne in der Istrien-Gegend unterwegs – jetzt geht es bald für fünf Tage nach Paklenica.
Beim Alpinklettern ist das Gesäuse meine Heimat, gerne unterwegs bin ich auch in den Dolomiten. Letztes Jahr war ich mit Zelt und Öffis in den Walliser Alpen unterwegs, das war wirklich eine super Erfahrung.“
„Hast du eine Lieblings- oder Sehnsuchtsroute im Grazer Bergland?
Lorenz:
„Die schweren Routen waren meistens so ein Kampf, dass ich mir bis jetzt immer gedacht habe, dass ich sie nie wieder klettern möchte *lacht*. Eine Lieblingsroute ist vielleicht wirklich eine, die ich noch nicht geklettert bin, nämlich „Zeitgeist“ in der Oberen Arena. Das ist eine 8a, die auch von der Historie und der Linie sehr interessant ist. Ich kenne mittlerweile durch den Bergfuchs den Erstbegeher ganz gut und möchte mir die Route auf alle Fälle näher anschauen. Von der Schwierigkeit her kann ich die Route schon klettern, wollte aber noch auf den richtigen Moment warten. Die Route rechts daneben, Train and Terror, ist aus der gleichen Zeit und die bin ich schon geklettert.“
Bergfuchs Redaktion:
„Erzähle uns noch ein bisschen von deinem Kletter-Equipment. Was verwendest du wofür und was darf auf keinen Fall fehlen?“
Lorenz:
„Hast du eine Stunde Zeit? *Lacht* Bei den Schuhen verwende ich fürs Outdoor Bouldern und Sportklettern draußen den Scarpa Instinct VS Woman, weil die Ferse im Vergleich zum Herrenmodell super schmal geschnitten ist und mir der Schuh perfekt passt. Fürs Klettern in der Halle verwende ich einen La Sportiva Skwama, der ist eine Spur weicher. Fürs Alpinklettern ist mein Schuh der Wahl der La Sportiva TC Pro, ein mid-cut Kletterschuh für längere Bergtouren und Rissklettern. Für gemütliche Mehrseillängen habe ich den alten Scarpa Arpia.
Bergfuchs Redaktion:
„Wie sieht es beim Helm aus?“
Lorenz:
„Der Helm meiner Wahl ist der Black Diamond Vapor, weil er super leicht und luftig ist. Zusätzlich habe ich noch den Mammut Crag Sender, der ist ein bisschen robuster und wird daher auf Klettertrips mitgenommen, wo ich länger unterwegs bin.“
Bergfuchs Redaktion:
„Und Seile – welche und wie viele besitzt du?“
Lorenz:
„Ich besitze glaube ich ca. 10 Seile oder mehr *lacht*. Die Touren rund um Graz sind erstens nicht so lange und zweitens gibt es Crags, die sind sehr dreckig und staubig, das ist mir für hochwertige imprägnierte Seile fast zu schade. Fürs normale Sportklettern besitze ich zum Beispiel das Beal Booster Golden Dry 9,7mm 60m Seil oder das Petzl Arial 9,5mm in 70m. Für Mehrseillängen ist für mich eines der besten Seile das Opera 8,5mm Golden Dry von Beal. Als Multi-Norm-Seil ist es relativ leicht zum Mitnehmen und ich kann es als Einzel- oder Halbseil verwenden. Es ist zwar ein bisschen steifer, kringelt aber fast nicht und ist von der Abnutzung her absolut top.“
Bergfuchs Redaktion:
„Wie sieht es bei den Sicherungsgeräten aus?“
Lorenz:
„Ich habe beim Sportklettern schon viel probiert, aber für mich ist das Petzl Grigri – wenn man das Handling mal verinnerlicht hat – das sicherste und einfachste Gerät. Bei Mehrseillängen verwende ich den Petzl Reverso.“
Bergfuchs Redaktion:
„Haben wir bei der Ausrüstung etwas vergessen, was bei dir auf keinen Fall fehlen darf?“
Lorenz:
„Definitiv das richtige Chalk, da bin ich sehr anspruchsvoll *lacht*. Ich habe schon so viel verschiedenes Chalk probiert. Mein absoluter Favorit, das Eco Gold von Black Diamond, das durch den Entsalzungsprozess gewonnen wird, gibt es leider nicht mehr. Ich habe dafür auf alle Fälle schon viel Geld ausgegeben und mir sogar mal eines aus Finnland bestellt *lacht*. Ansonsten kann ich das Loose Chalk von Black Diamond empfehlen, das kommt dem vermutlich am Nähesten.
Bergfuchs Redaktion:
„Vielen Dank für das spannende Interview!“
Lorenz ist Mitarbeiter in der Logistik und im Verkauf bei Bergfuchs Graz und zählt zu unseren absoluten TOP Kletterern.
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