Tobias Träger Bergfuchs Graz Team
Bergfuchs fragt nach - Thema: Rissklettern
Bergfuchs Redaktion:
Tobias, dich interessiert mit dem Rissklettern eine ganz spezielle Form des Kletterns besonders. Was begeistert dich so daran?
Tobias:
Mich faszinieren Linien, die von Weitem sichtbar sind. Diese klaren Linien sind oft Risse, Kamine und Kanten. Maximal schwere Züge inspirieren mich weniger als das ästhetische Gesamtbild einer Route, da werde ich dann neugierig und möchte einfach raufklettern.
Bergfuchs Redaktion:
Rissklettern klingt schmerzhaft! Ist das noch Klettern oder schon Masochismus?
Tobias:
Ich würde behaupten fehlende Technik *lacht*. Es kommt aber auch auf die Rissbreite an: Schöne Handrisse lassen sich z.B. super gemütlich klettern, während manche Fingerrisse eine gewisse Schmerztoleranz notwendig machen. Anspruchsvoll wird’s dann in den Offwidth-Rissen (vormals „Schinderrisse“), wo eine wirklich ausgefeilte Technik notwendig ist, um einigermaßen kraftsparend und schmerzfrei rauf zu kommen.
Bergfuchs Redaktion:
Risse sind jene Strukturen, die bis zum Aufkommen des Bohrhakens immer gesucht wurden, weil sie sich mit traditionellen Mitteln absichern lassen. Kann man auch heute noch Rissklettern mit mobil abzusicherndem Klettern gleichsetzen?
Tobias:
Gewissermaßen ja. Paradoxerweise eignen sich aber gut absicherbare Risse gerade für mich als Hosenscheißer *lacht*. Bei schönen Rissen kann ich mir selbst aussuchen, wie eng ich die Schlüsselstelle absichere, während der Abstand bis zum nächsten Bohrhaken oft zwingend zu klettern ist. Als Sicherungsmittel sind Camalots von Black Diamond der absolute Standard, seit einigen Jahren erleben auch die Totem Cams einen gewissen Hype - gerade bei uns im Kalk bieten sie auch tatsächlich einige Vorteile. Auf keinen Fall sollten aber die guten alten Keile vernachlässigt werden.
Bergfuchs Redaktion:
Du sprichst bereits die Ausrüstung an. Auf was kommt’s beim Rissklettern an?
Tobias:
Neben den mobilen Sicherungsmitteln sind Schuhe beim Klettern immer ein Thema. Abhängig vom Gestein und von der Rissbreite sind z.B. von Scarpa das Modell Generator Mid oder der La Sportiva TC Pro speziell für’s Rissklettern entwickelte Modelle. Sie sind relativ steif und flach um im Riss gut zu klemmen und auch auf kleinen Kanten (Stichwort Granit) gut zu stehen. Und dann natürlich Handschuhe…
Bergfuchs Redaktion:
Handschuhe!? Das musst du uns bitte genauer erklären! Was sind Risskletterhandschuhe und wozu brauche ich die?
Tobias:
Da Rissklettern (wie wir festgestellt haben) schmerzhaft ist *lacht*, möchte man seine Hände schützen. Das machte man lange mit Klettertape, das mag ich aber persönliche nicht so gerne. Ich verwende wie bei den Schuhen unterschiedliche Risskletterhandschuhe, die den Handrücken einerseits etwas polstern und andererseits durch die Gummierung für zusätzliche Reibung sorgen.
Bergfuchs Redaktion:
Wie fange ich mit dem Rissklettern an?
Tobias:
Grundkenntnisse an Risstechniken gehören für mich ins Repertoire eines kompletten Kletterers dazu. Auch bei uns in Ostösterreich sind immer wieder Risspassagen dabei, die aber oft mit alternativen Klettertechniken vermieden werden. Solche Stellen bewusst als Riss mit Klemmtechniken zu klettern kann den Horizont massiv erweitern. Lange durchgehende Risslinien gibt’s bei uns zugegebener Maßen weniger, aber z.B. bereits in der Nähe von Bozen sind eindrucksvollste Risse im Quarzporphyr zu finden - die Route Cojote an den Pfattnerwänden war jedenfalls ein Abenteuer, auf das ich noch immer stolz bin.
Bergfuchs Redaktion:
Was sind die nächsten Ziele? Was sind noch ausständige Traumrouten?
Tobias:
Bei uns fehlen einfach die Routen, in denen sich Seillänge um Seillänge ein gleichmäßiger Riss hinauf zieht. Yosemite und Utah kommen einem natürlich in den Sinn - über die großen Touren spricht man aber besser erst nachher *lacht*.
Tobias leitet den Webshop-Versand in Graz und ist neben dem Shop auch häufig am Fels anzutreffen.
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