Florian Frühauf Bergfuchs Wien Team
Bergfuchs fragt nach - Thema: Trailrunning
Bergfuchs Redaktion:Als das Thema Trailrunning erstmals intern aufkam, war allen sofort klar, dass du der richtige Interviewpartner dafür bist. Warum ist das so?
Florian:
(lacht) Vermutlich, weil ich der einzige Mitarbeiter bin, der hauptsächlich läuft. Ursprünglich komme ich aus dem Radsport, genauer gesagt dem Cyclocross: Da geht es manchmal einfach schneller, wenn man Streckenabschnitte mit geschultertem Rad läuft, weil sie technisch kaum mehr fahrbar sind. Und weil ich immer schon gern Bergsteigen ging, war das Laufen die logische Folge. Klassisch auf der Straße zu laufen, finde ich etwas langweilig – im Gelände oder im Wald macht es Spaß, weil es abwechslungsreich und ein guter Ausgleich zum Alltag in der Stadt ist. Grundsätzlich versuche ich etwa 50km pro Woche zu laufen, in der Rennvorbereitung werden es gern auch 70-100km. Und die Kombi aus Radfahren und laufen finde ich nach wie vor gut. Letzten Sommer bin ich zum Beispiel auf das Stilfser Joch (2757m) geradelt und von dort auf die Rötelspitze (3004m) gelaufen.
Bergfuchs Redaktion:
Du lebst in Wien, wie sind da die Gegebenheiten fürs Trailrunning bzw. fürs Berglaufen? Und wo fährst du hin, wenn du mal außerhalb von deinen gewohnten Trainingsstrecken unterwegs bist?
Florian:
Es beginnt auf flachen Wanderwegen mit moderater Steigung, wie zum Beispiel im Wienerwald, wo ich gerne laufe, weil die Wege gut ausgeschildert sind und trotz Stadtnähe nicht viel los ist. Ein bisschen steilere und technisch anspruchsvollere Wege bieten die Voralpen, Rax oder Schneeberg sind in 1,5 Stunden gut mit dem Zug erreichbar. Dort liegen die Höhenmeter schon deutlich stärker im Fokus als die Distanz. Sobald ich ein paar Tage frei habe, fahre ich nach Tirol oder Südtirol in die „richtigen“ Berge, wo man auch mal auf 3000 Höhenmeter pro Runde kommt– und natürlich auch, wenn man schneller unterwegs ist, zwischendurch entspannt in die Gegend anschauen kann.
Bergfuchs Redaktion
Entspannt?
Florian:
Naja, um die gleiche Strecke zu wandern, würde ich deutlich länger brauchen und dementsprechend früher aufstehen müssen, um vor Einbruch der Dunkelheit wieder im Tal zu sein. Beim Trailrunning kann ich gemütlich um 10:00 Uhr aufbrechen. Schnell im Gelände unterwegs sein zu können, heißt für mich: größerer Aktivitätsradius, mehr Flexibilität und mehr Freiheit, etwa bei der Auswahl der Route.
Bergfuchs Redaktion:
Bist du dabei allein unterwegs?
Florian:
Meistens schon, weil ich es einerseits mag mein Tempo selbst zu bestimmen und andererseits gerne spontan und autonom bin. Ich mag es sehr, allein im Wald oder am Berg zu sein – wobei das gemeinsame Laufen in sehr hohen Lagen aus Sicherheitsgründen natürlich wirklich Sinn macht.
Bergfuchs Redaktion:
Was würdest du einem Laien, der mit dem Trailrunning beginnen möchte, raten. Wie geht man das ganze an?
Florian: Am besten mit kurzen Strecken und moderater Steigung beginnen – im Optimalfall auf solchen, die man schon vom Wandern oder Spazierengehen kennt. Dann einfach Distanz und Höhenmeter steigern. Und: Es ist anfangs total okay bergauf einfach mal zu gehen oder auch bergab, wenn der Weg technisch (noch) zu anspruchsvoll ist.
Bergfuchs Redaktion:
Wie navigierst du, wenn du auf unbekannten Strecken unterwegs bist?
Florian:
Mit einer Suunto Vertical, deren Karten mittlerweile so gut sind, dass wirklich fast jeder Wanderweg verzeichnet ist. Gerade bei Uhren mit Touch-Funktion ist das Navigieren gut möglich. Ansonsten verwende ich die Uhr während dem Laufen gerne für das Tracking der Höhenmeter, der Herzfrequenz und die Auswertungen der Läufe.
Bergfuchs Redaktion:
Wie hältst du es mit dem Thema Autofahren bzw. der öffentlichen Anreise?
Florian: Da ich kein Auto besitze, ist mir das die öffentliche Anreise sehr wichtig. Mit fairen Mitteln auf den Berg: Das heißt, ich lege die Strecke vom Bahnhof oder Ortszentrum bis zum Berggipfel zu Fuß zurück. Und da die Busse in Niederösterreich teilweise nur zweimal pro Tag fahren, ist man auch flexibler, wenn es einem nichts ausmacht, die 15 Kilometer zurück zum Bahnhof zu laufen.
Bergfuchs Redaktion:
Die brennende Frage ist die der Ausrüstung! Welches Equipment verwendest du?
Florian:
Laufschuhe habe ich etwa zehn Paar: Spikes fürs Tempotraining auf der Bahn; Straßenschuhe für die kurzen Afterwork-Runden in der Stadt; Schuhe mit mehr Dämpfung für längere Dauerläufe am Wochenende, wie den Scarpa Spin Planet; und ganz leichte Schuhe für Wettkämpfe, wie den Scarpa Goldengate Kima. Stöcke benutze ich nur im Training bei gleichmäßig steiler Steigung – das entlastet die Beine und man trainiert den Oberkörper für Skitouren. Meine Sonnenbrille ist eine Ultimate von Julbo mit Reactive Glas. Und: Laufweste benutze ich meistens eine die vier bis acht Liter halten kann. Für kürzere Läufe oder Wettkämpfe nehme ich gerne die Distance 4 von Black Diamond. Und für längere nehme ich eine mit 15 Litern Fassungsvermögen, damit vielleicht noch ein Klettersteigset und Pickel reinpassen.
Bergfuchs Redaktion:
Wie sieht es mit passender Kleidung aus?
Florian:
Im Sommer laufe ich auch gern mit Kunstfaser-Shirts, weil sie schnell trocknen. Ansonsten: leichte Merino-Shirts oder Shorts mit Tech-Silk, am liebsten von der Marke Satisfy. Bei Jacken ist Packmaß und Gewicht das allerwichtigste – die Windstopper von Arcteryx ist mein Favorit. Bei Regen oder Kälte ziehe ich eine leichte Regenjacke an. Im Winter: eine Switch Pro Primaloft Jacke, beides von Mountain Equipment, sowie Handschuhe und eine Merino Haube. Sich der Temperatur entsprechend anzuziehen, ist ja nicht immer so einfach – meine Erfahrung ist aber: Wenn einem die ersten paar Minuten kalt ist, passt es dann meistens beim Laufen, selbst über ein paar Stunden. Bei längeren Läufen im Winter ist nur wichtig, sich einen Baselayer zum Wechseln in die Laufweste zu packen.
Bergfuchs Redaktion:
Was findet man sonst noch in deinem Rucksack?
Florian:
Ganz wichtig: Snacks! Und ein kleines Erste-Hilfe-Set mit Rettungsdecke darf natürlich nicht fehlen. Bei längeren Läufen packe ich auch eine Powerbank und Stirnlampe ein.
Bergfuchs Redaktion:
Thema Verpflegung: Wie verpflegst du dich und hast du eine Faustregel für die Menge an Flüssigkeit und Nahrung?
Florian:
Nein, Faustregel habe ich keine. Ich habe zwei 0,5 Liter-Flasks dabei, die vorne in die Laufweste passen. Eine davon fülle ich mit Wasser und eine mit einem isotonischen Getränk. Bei längeren Läufen habe ich auch einen Wasserfilter dabei, damit ich die Flasche bedenkenlos wieder befüllen kann. Beim Trailrunning und Berglaufen hat man einen enormen Energiebedarf! Ich packe gern Leibniz Pick-Ups oder Scottish Shortbread ein – nicht zu süß, mit vielen Kalorien. Auch Cashewnüsse oder Quetschies mit Fruchtpüree versorgen einen schnell mit Energie. Welche Snacks am besten verträglich sind, muss allerdings jeder selbst im Training ausprobieren.
Bergfuchs Redaktion:
Vielen Dank für das Interview!
<< Zurück zur Interview-Übersicht