Was bedeutet "Fair Wear Foundation"-Zertifizierung bei Produkten?
Die Fair Wear Foundation (FWF, fairwear.org) wurde 1999 gegründet und ist eine unabhängige Stiftung mit Sitz in Amsterdam, die mit Bekleidungsmarken, Textilarbeitern und Branchengrößen zusammenarbeitet, um die Arbeitsbedingungen in Textilfabriken zu verbessern. Die FWF ist in elf Produktionsländern weltweit tätig: Bangladesch, Bulgarien, China, Indien, Indonesien, Myanmar, Mazedonien, Rumänien, Tunesien, Türkei und Vietnam. Die FWF verfügt in allen Ländern über lokale Auditoren und Trainer, die in engem Kontakt mit dem Sitz der Stiftung in Amsterdam stehen.
Die FWF arbeitet mit Unternehmen der Textilindustrie zusammen, die bereit sind, einen faireren Weg zur Herstellung ihrer Kleidung zu gehen. Die FWF hat über 80 Mitgliedsunternehmen, die über 130 Bekleidungsmarken aus zehn europäischen Ländern vertreten. Mit dem Beitritt als Mitglied der FWF verpflichtet sich ein Textilunternehmen, die acht FWF-Arbeitsnormen in der Lieferkette umzusetzen.
Die Arbeit der FWF basiert auf dem Prinzip der „gemeinsamen Verantwortung“. Das heißt, dass jeder Akteur in der Lieferkette eines bestimmten Textils für die Bedingungen verantwortlich ist, unter denen das Produkt hergestellt wird. Denn auch Managemententscheidungen von europäischen Unternehmen haben einen großen Einfluss auf die Arbeitsbedingungen in teils weit entfernten Produktionsländern.
Die FWF schafft auch über die Lieferketten ihrer Mitgliedsmarken hinaus Veränderungen. Die Organisation arbeitet mit einer Reihe von Interessengruppen und anderen Organisationen zusammen, um ein nachhaltiges System mit guten Arbeitsbedingungen zu entwickeln: mit Regierungen, Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen, internationalen Organisationen, UN-Gremien, Wirtschaftsverbänden und Interessenvertretern.
Fear Wear Marken beim Bergfuchs
FWF Kodex
Die acht FWF Arbeitsrichtlinien basieren auf den Grundsätzen der Vereinten Nationen und der Internationalen Arbeitsorganisation:
- Keine Zwangsarbeit
- Keine Diskriminierung am Arbeitsplatz
- Keine Kinderarbeit
- Vereinigungsfreiheit und das Recht auf kollektive Verhandlungen
- Existenzsichernde Löhne
- Keine überlangen Arbeitszeiten
- Sicheres und gesundes Arbeitsumfeld
- Ein rechtsverbindliches Arbeitsverhältnis
Die FWF überprüft regelmäßig die Umsetzung der Arbeitsrichtlinien durch Kontrolle der Arbeitsstätten, Mitarbeiterbefragungen und Brand Performance Checks. Bei den Brand Performance Checks wird bewertet, wie gut die Arbeitsrichtlinien im Unternehmen umgesetzt werden. Die Berichte sind öffentlich zugänglich.
Wodurch verbessern sich die Arbeitsbedingungen?
Die FWF schafft Veränderungen durch die Durchführung von den sogenannten „Brand Performance Checks“, Audits, Schulungen und durch den Betrieb von Beschwerde-Hotlines in elf Ländern.
- Der Brand Performance Check hilft Mitgliedsunternehmen festzustellen, was sie gut machen und wo sie sich verbessern können, um positive Veränderungen zu bewirken.[6] Die FWF veröffentlicht die Ergebnisse im Zuge der Transparenz ihrer Arbeit und der Bestrebungen ihrer Mitgliedsunternehmen.
- Audits: Während eines FWF-Audits sind ein Interviewer für die Arbeiterinnen und Arbeiter einer Textilfabrik, ein Experte zur Prüfung von Arbeitspapieren und ein Gesundheits- und Sicherheitsfachmann der Schlüssel, um etwaige Probleme in einem Textilbetrieb zu erkennen. Das Team besteht immer aus lokalen Experten. Nach dem Audit bespricht das Team mit dem produzierenden Unternehmen und der Werksleitung Schritte zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Unternehmen und Werksleitung erstellen einen konkreten Aktionsplan mit einem klaren Zeitrahmen für die Umsetzung.
- Bildungsprogramme am Arbeitsplatz: Um Marken und Fabriken bei der Erfüllung ihrer grundlegenden Verantwortung, Arbeitnehmer und Management über Arbeitnehmerrechte und den Zugang zu Beschwerdesystemen zu informieren und zu unterstützen, hat die FWF mehrere Schulungen für verschiedene Länder konzipiert.
- Beschwerdemanagement: Die FWF bietet telefonische Beschwerde-Hotlines in den Produktionsländern an. Wenn ein Textilarbeiter eine Beschwerde einreicht, leitet die FWF eine Untersuchung ein und verlangt, dass das betroffene Mitgliedsunternehmen mit dem Lieferanten zusammenarbeitet, um sich des Problems anzunehmen.